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Im Mai 2011 bin ich nach 6 Jahren in Irland zurück nach Deutschland gezogen und habe diesen Blog eingestellt. Mein neuer Blog heißt Geist und Gegenwart und ist unter www.geistundgegenwart.de zu erreichen.

Montag, 14. März 2011

Irland besteht auf ruinöser Steuerpolitik

Irland hat im entwickelten Europa mit 12,5% die niedrigsten Unternehmenssteuern. Zum Vergleich: Den nächst höheren Satz hat Polen mit 19%! Das restliche Europe blickt mit kopfschüttelndem Unverständnis auf Irland, dass sich trotz absolutem Staats- uns Bankenbankrott weiterhin weigert, die Steuern auch nur um einen Prozent anzuheben. Zuletzt heute in Gestalt des Finanzministers Michael Noonan, der sich mit Sarkozy und Trichet in Brüssel stritt. Und auch Merkel ist wenig begeistert. Es ist, als stünde da in aller Öffentlichkeit ein nackter Mann, der sich weigert, die Hosen hochzuziehen, die ihm um die Knöchel liegen. Verrückt und unanständig.

Verrückt, denn es könnte Irland aus der Patsche helfen, ohne dass man gleich so anziehen müsste, dass alle Firmen fluchtartig das Land verlassen würden. Denn auch mit 15% wäre Irland immer noch konkurrenzlos in Europa. Und unanständig ist es, denn die großen Firmen profitieren von den Bildungseinrichtungen und der Infrastruktur, die aus den Steuergeldern bezahlt werden müssten. Auf diese Art mag Irland genau das Gegenteil erreichen: Die jungen und gut gebildeten wandern aus und die Infrastruktur verfällt. Das macht ein Land für Arbeitgeber viel unattraktiver als ein moderater Steuersatz.

Wenn ich mit Iren darüber spreche oder die irischen Tageszeitungen lese, habe ich das Gefühl, dass es darum geht, verzweifelt das Gesicht zu waren und eben genau nicht das zu tun, was das große böse Europa mit den großen bösen Mächten Frankreich und Deutschland, dem kleinen grünen Rebellen aufzwingen will. Man sah das ja auch bei den irischen Abstimmung zum Vertrag von Lissabon. Mit diesem Minderwertigkeitskomplex, den die irische Regierung stellvertretend für sein Volk zur Schau trägt, macht man in der Runde der Großen auf Dauer jedoch keine gute Figur. Irland ist so klein, in vielerlei Hinsicht und seine Bewohner sind es auch. Eine Kollegin sagte mir: "Wir können diese niedrige Steuer nicht aufgeben. Das ist alles was wir haben!" Vielleicht wahr. Und ziemlich traurig, eigentlich.

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